AW: Rücknahmesystem
Grundsätzlich geht es darum, dass nicht nur mein Kunde die Möglichkeit hat, mir Ware zurückzusenden, sondern dass ich als Händler dieses Recht oder diese Notwendigkeit auch gegenüber meinem Großhändler oder Hersteller habe(n muss). Hierzu gibt es schon einige Threads hier im Forum, die teils auch schon etwas älter, aber immer noch aktuell sind, z.B. hier
http://forum.jtl-software.de/verbes...en-werden-der-wawi-nicht-beruecksichtigt.html und hier
http://forum.jtl-software.de/arbeit...-warenrueckgabe-lieferanten-wie-umsetzen.html
Die Bedürfnisse für Lieferantenrücklieferungen sind sicher nicht immer genau gleich, z.B. mit klassischem Garantie- und Rückabwicklungsgeschäft wie bei mir, aber der Prozess ist im wesentlichen immer der Gleiche, hier deshalb also mein Beispiel:
1. Ich kaufe vom Hersteller 10x Artikel X mit
Lieferantenbestellung und gegen Lieferschein und Eingangsrechnung.
2. Davon verkaufe ich 5 Stück an einen Kunden und der sendet mir nach 4 Monaten 3 Stück als defekt auf Garantie zurück, je nach Vereinbarten "terms" gegen Reparatur/Austausch/Rückabwicklung.
3. Die defekten Geräte buche ich über freien Wareneingang wieder ein, idealerweise in ein Retouren- oder Reparaturlager.
4. Ich teste und stelle fest, systematischer Produktionsfehler, müssen zurück zum Hersteller, entweder gegen Gutschrift, oder aber zum Austausch.
5. Jetzt wie? - Ich muss ja die Lagerbewegung abbilden.
- Bei einer Korrekturbuchung wird nur das Lager bereinigt, aber der Umsatz (Aufwand) nicht zurückgeführt, meine Ausgabe per Lieferantenrechnung bleibt also bestehen und das Lager reduziert sich. Außerdem kann ich keine Seriennummern- und MHD Artikel aus-/um-/korrekturbuchen (andere Baustelle, bitte ernst nehmen...). Eine Korrekturbuchung ist also nicht wirklich geeignet, oder vielleicht doch dann, wenn ich einen 1:1 Austausch der Geräte erwarte, aber auch nur dann.
- Ich sollte aber auch nur mit richtigem Lieferschein rückliefern. Was jetzt? Das geht innerhalb der Wawi nur über einen Auftrag, also mache ich einen Sofortauftrag mit Positionswert 0€ bei Austausch oder mit dem Positionswert EK bei einer Rückforderung. Das ist aber ein Verkaufsvorgang und ein Auftrag erzeugt per Definition Umsatz und ist G+V relevant, das ist also ebenfalls nicht wirklich geeignet. Ich habe keine Wahl, also versende ich auf den Sofortauftrag hin, stelle bei Austausch aber evtl. keine Rechnung oder eben doch eine Rechnung mit EK Wert, z.B. bei Geld-Rückforderung. Letzteres ist aber ein echter Verkaufsvorgang und beeinflußt die Statistik, der Gewinn wird zum Beispiel gegen den aktuellen GLD berechnet und wird nicht gut ausfallen, weil ich ja den EK rückfordere, das Lager aber im GLD mit den EKs bewertet ist. Damit ist die Statistik meiner "Verkäufe" aber schon mal in der Wurst und zwar sowohl, was die Anzahl der verkauften Geräte, wie aúch den Umsatz und den Gewinn angeht.
- Und de facto habe ich also bei einer Rücklieferung gegen Zahlungserstattung immer noch X Taler bei meinem Lieferanten ausgegeben und ihm für Y Taler Ware verkauft. Klingt nicht so wirklich richtig, oder?
6. Jetzt kommt die Ware vom Lieferanten im Austausch zurück, was mache ich jetzt. Ich buche sie im freien Wareneingang wieder ein. Das ist eigentlich ok, aber - ich bekomme entweder keine, oder eine 0€ Rechnung. Was mache ich jetzt? Buche ich die Eingangsrechnung nicht, werden die Geräte mit dem aktuellen GLD eingebucht (Bestand erhöht, aber keine Eingangsrechnung, ist so) und buche ich die Eingangsrechnung mit 0€, reduziere ich den GLD radikal und wieder ist meine Statistik für alle Zukunft in der Wurst, weil dann das Lager nicht nur die gleichen Geräte zwei Mal aufnimmt, sondern weil die gleichen Geräte beim ersten Mal mit dem EK+Zusatzkosten GLD relevant gebucht werden und dann später nochmal mit 0€, hmm.
Richtig wäre es, wenn der Prozess, den ihr jetzt gerade für Kunden-Retouren umsetzt, völlig analog auch für Lieferantenretouren umgesetzt würde, denn dann bin ich der Kunde und der Lieferant der Händler, aber ich habe ja die Rechnung des Lieferanten und kann das, was im Kundengeschäft der Händler (ich) für den Kunden machen muß, Warenrücknahme, Re-Korrektur, hier für den Lieferanten tun: Ich sende Ware zurück, reduziere aber selbst die Lieferantenrechnung durch eine eine Art Rechnungskorrektur und stelle die daraus resultierende Forderung in Form einer Rückforderungs-Rechnung, die dann der Lieferantenrechnung gegenübersteht.
- Bei SN Artikeln weiß die Wawi genau, wann, mit welcher Lieferantenbestellung mit welcher Lieferantenrechnung die Ware reingekommen ist und kann das bei der Rückforderung berücksichtigen, indem pro Gerät dessen Gestehungskosten aus der DB ermittelt und spezifisch rückgefordert werden, bei mehreren gleichzeitig zurückzusendenden Geräten aus unterschiedlichen Lieferungen eben mit unterschiedlichen Kosten pro Rücksendeposition: Pos 1: n Artikel X aus Lieferung Y, EK Z mit anteiligen Zusatzkosten K macht eee€ Rückforderung.
- Bei normalen Artikeln ist diese Zuordnung zu einer Bestellung/Rechnung nicht oder nur eingeschränkt möglich, weil die Datenbank schlicht nicht hergibt, aus welcher Lieferantenlieferung genau dieses Gerät stammt. Man könnte zwar z.B. die letzte Lieferung vor der Auslieferung der Geräte an den Kunden, der sie zurückschickt, für die Kostenermittlung hernehmen, aber das provoziert endlose Debatten mit den Lieferanten, der inzwischen seine Preise mehrmals geändert haben kann und was ist, wenn der Kunde mehr Geräte gekauft hat, als in der letzten Lieferung vor seinem Kauf geliefert wurden? Dann müsste man rückwärts gehen und solange Lieferungen dieses Artikels von diesem Lieferanten zusammenklauben, bis man die Rücksendemenge beisammen hat. So wäre es sicherlich am korrektesten, aber wie gesagt, die Lieferanten würden vemutlich Ärger machen. Stattdessen sollte vielleicht besser einfach der aktuelle/letzte EK für diesen Lieferanten und Artikel angesetzt werden und Zusatzkostenrückforderungen ggfls. über eine Freiposition eingefügt und textuell begründet werden.
Achtung: Die gesamte Rückgabe-Kaskade vom Kunden über mich zum Lieferanten ist gleich an mehreren Stellen entweder Gewinn- und/oder GLD relevant.
- Beim Verkauf an den Kunden wurde ein Gewinn aus Umsatz-GLD gebucht und wenn die Ware vom Kunden zurückkommt muß dieser initiale Gewinn eigentlich wieder rückgebucht werden. Die Tatsache, dass die Statistik der Wawi den Gesamtgewinn ausgeben kann, besagt ja eigentlich, dass der erzielte Gewinn auch pro Verkaufsposition vorliegen müsste. Dann würde das gehen.
- Und falls die Ware einfach nur aus Nichtgefallen zurückgeschickt wird und nach kurzem Check wieder ins Verkaufslager geht, muss eigentlich auch der GLD wieder angepasst werden, und zwar mit dem OriginalEK+Zusatzkosten, weil das Lager gerade X Geräte zu einem historischen EK+Zusatzkosten "gewinnt".
- Bei SN Artikeln ist das wieder kein Problem und bei normalen Artikeln wird das schlicht nicht gehen, es sei denn, man führt die iterative Rückwärtssuche von oben nach Lieferungen vor dem Verkauf durch. Macht man das nicht, muß hier der GLD mit dem lezten EK (Zusatzkosten??) für den Lieferanten und Artikel neu bewertet werden.
- Bei der Lieferantenrücksendung ist das auch nicht viel einfacher, denn hier habe ich für SN-Artikel zwar zwangsläufig die realen Kosten in der DB, aber bei normalen Artikeln ist es das gleiche Spiel wie oben mit der iterativen Rückwärtssuche durch die Lieferantenbestellungen/-rechnungen nach einer ausreichenden Liefermenge für den Kundenauftrag. Und wieder, macht man das nicht, muß man den letzten EK(+Zusatzkosten) nehmen und auch hier gelten die gleichen Einstellungen aus der Zusatzkostenverwaltung bezüglich GLD Relevanz wie bei der ersten Anlieferung der Ware plus Eingangsrechnung.
- Die Rückforderung generiert dann hoffentlich eine Rückzahlung, die der eigenen Rückforderungs-Rechnung zugeordnet wird und die ist zwar kein Umsatz, aber natürlich gewinnrelevant, weil Minderung eines getätigten Aufwands. Und spätestens hier wird klar, dass diese gesamte Abwicklung eben separat von den normalen Verkaufs-/Auftragsprozessen laufen muss, am besten anzusiedeln im Einkaufsmodul.
Niemand hat gesagt, dass das Alles leicht ist, aber letztlich ist die Logik doch fast nicht anders als bei den Kunden>Händler Retouren, die Ihr schon in Arbeit habt. Und ich denke und hoffe, dass aus diesem "Exkurs" zumindest deutlich geworden ist, dass es so, wie es aktuell ist, einfach nicht bleiben kann und darf, denn wir reissen durch die Notwendigkeit, für das Fehlen einer solchen Funktionalität Workarounds zu finden, hintenrum vieles wieder ein, das Ihr gerade vorneherum aufgebaut habt...