🔧 Ausgangssituation
Nach dem Wechsel von einem Fremdshop zu JTL-Shop 5.2 und dem Import der bestehenden Kundendaten per CSV-Datei in die Tabelle tkunde des JTL-Shops kam es zu Problemen bei der Verknüpfung dieser Kunden mit der JTL-Wawi (Version 1.10.15.0).
Ziel war es, den vorhandenen Kundenstamm vollständig in den Shop zu übernehmen und anschließend die Konten mit der JTL-Wawi zu synchronisieren, ohne dass Dubletten entstehen.
⚙️ Problemstellung
Nach dem erfolgreichen CSV-Import waren alle Kunden im Shop sichtbar, wurden jedoch beim Abgleich mit der Wawi nicht übernommen.
Im JTL-Shop wurden die Kunden als bereits abgeholt markiert (cAbgeholt = 'Y'), obwohl keine Verknüpfung zur Wawi bestand.
Ein Abgleich führte somit zu keinem Datenimport.
Zudem kam es bei aktivierter automatischer Kundenübernahme in der Wawi zu doppelten Kundeneinträgen, obwohl E-Mail, Name und Anschrift identisch waren.
🔍 Analyse
1️⃣ Verhalten nach dem Import
Beim CSV-Import in die Shop-Datenbank werden automatisch folgende Flags gesetzt:| Feld | Bedeutung | Standard nach Import |
|---|---|---|
| cAbgeholt | Kennzeichnet, ob der Datensatz bereits von der Wawi abgeholt wurde | Y |
| nRegistriert | Kennzeichnet, ob der Kunde ein aktives Shopkonto hat | 1 (Ja) |
Damit betrachtet der Shop jeden importierten Kunden als bereits synchronisiert, obwohl in der Wawi kein Eintrag existiert.
Ein normaler Shopabgleich erkennt diese Kunden daher nicht mehr als neue Datensätze.
2️⃣ Verhalten bei der Zuordnung in der Wawi
Die JTL-Dokumentation beschreibt, dass Kundendaten beim Abgleich über die E-Mail-Adresse zugeordnet werden.In der Praxis erfolgt das Matching aber laut JTL-Support (und eigenen Tests) über eine Kombination aus mehreren Feldern:
Nachname + Straße + PLZ + E-Mail-Adresse
(mit Teil-Toleranz in der Straße: 3 erste + 2 letzte Buchstaben)
Das führt bei Migrationen aus Fremdsystemen häufig zu Problemen, da Anschriften unterschiedlich formatiert sind (z. B. „Musterstr.“ vs. „Musterstraße“) oder Sonderzeichen enthalten.
✅ Lösung / Vorgehensweise
1️⃣ Vorbereitung
- Sicherung der Datenbank (tkunde)
- Kontrolle, ob alle importierten Kunden in der Tabelle korrekt vorhanden sind (SELECT * FROM tkunde
2️⃣ Freigabe der Kunden für Abgleich
In der SQL-Datenbank des Shops:UPDATE tkunde SET cAbgeholt = 'N';
→ Dadurch werden alle Kunden wieder als nicht synchronisiert markiert, sodass sie beim nächsten Wawi-Abgleich berücksichtigt werden.
3️⃣ Wawi-Einstellungen anpassen
UnterPlattformen → [Shopname] → Kundenabgleich
folgende Einstellungen aktivieren:
- ✅ „Kunden nur anhand der E-Mail-Adresse verknüpfen (nur bei manueller Übernahme)“
4️⃣ Abgleich durchführen
Nach erneutem Shopabgleich:
- werden die Kunden korrekt in die Wawi übertragen,
- keine Dubletten mehr erzeugt,
- cAbgeholt wird wieder auf Y gesetzt,
- nRegistriert bleibt bestehen.
🧩 Ergebnis
| Status | Verhalten |
|---|---|
| Kunden im Shop vorhanden | ✅ Ja |
| Abgleich mit Wawi | ✅ Erfolgreich |
| Dublettenbildung | ❌ Keine mehr |
| Passwort-Reset im Shop | ✅ Funktioniert (bestehende Kundenkonten nutzbar) |
| Automatische Verknüpfung | ✅ Erfolgreich über E-Mail bei gesetztem Haken |
⚠️ Erkenntnisse & Widersprüche
Die offizielle Dokumentation beschreibt die Kundenzuordnung über die E-Mail-Adresse als eindeutiges Merkmal.
In der Praxis erfolgt jedoch ein Matching über Nachname, Straße, PLZ und E-Mail – was nicht dokumentiert ist und zu Abweichungen führt.
Das erklärt, warum beim ersten Abgleich keine Verknüpfung stattfand, obwohl alle Kundendaten (inkl. E-Mail) identisch waren.
💡 Empfehlung an JTL
- Dokumentation anpassen, damit klar ist, dass das Matching mehrere Felder berücksichtigt.
- Möglichkeit bieten, die Zuordnungslogik explizit auf E-Mail-Adresse-only zu beschränken.
- Hinweis in der JTL-Doku ergänzen, dass nach CSV-Import ein UPDATE tkunde SET cAbgeholt = 'N' nötig ist, um Kunden korrekt zu synchronisieren.
📚 Fazit
Die Migration von Fremdshops zu JTL erfordert zusätzliche manuelle Eingriffe, um bestehende Kunden sauber zu verknüpfen.Ohne SQL-Anpassung (cAbgeholt = 'N') und korrekte Wawi-Einstellung ist kein fehlerfreier Import möglich.
Der Prozess ist aktuell nicht dokumentiert und kann bei größeren Kundendatenbeständen schnell zu Inkonsistenzen führen.
Durch die hier beschriebene Vorgehensweise konnte die Verknüpfung jedoch vollständig und erfolgreich hergestellt werden.