Die Inkonsistenz unterstellst Du, weil Du den Begriff KI weiter auslegst als ich. Ich beziehe mich in meinem Text ausschließlich auf Chatgpt als Textsystem. Andere KIs habe ich nicht angesprochen. Dieser Thread trägt ja nicht ohne Grund den Titel "AI / Chatgpt und die Zukunft von SEO / Produkttexten / eigentlich allem" - ich hätte vielleicht noch klarer "eigentlich allen Texten" statt "eigentlich allem" schreiben sollen.Nur da sind ja Inkonsistenzen in dem geschilderten Szenario.
Du nimmst an, dass KI "in allen Bereichen Einzug finden wird" [Anmerkung: erstmal auf Text bezogen]. Warum sollte sich dies nur auf Text beschränken?
Stand jetzt gibt es keine (oder zumindest keine mir bekannte) massentaugliche für KMUs finanzierbare AI Lösung für andere Bereiche. Chatgpt ist auch deshalb in aller Munde weil sie bereits existiert.
Was irgendwann mal kommen könnte weiß die Glaskugel. Chatgpt ist jetzt da, jetzt nutzbar und jetzt dabei den Massenmarkt umzukrempeln. Es macht ja keinen Sinn zu sagen "ich ignoriere das was es gibt weil es irgendwann was anderes geben könnte das in anderen Bereichen andere Sachen ermöglicht".
Auch hier: Es kann sein dass Dein Szenario in 5-6 Jahren eintrifft. Stand jetzt gibt es weder entsprechende Kühlschränke noch andere Anwendungen, die auf Dein Szenario passen. Es macht schlicht keinen Sinn sich in seinem jetzigen Vorgehen durch solche Möglichkeiten einzuschränken. Es könnte auch sein das morgen Weltkrieg ist, Aliens kommen um uns zu fressen oder der Terminator auf Menschenjagd gehen. Jetzt und auf absehbare Zeit sind solche Überlegungen schlicht irrelevant, insbesondere im Kontext der Fragestellung "wie kann man Chatgpt sinnvoll für sein Business nutzen".Gleichzeitig nimmst Du an, dass weiterhin SEO- bzw. Produkt-Beschreibungstexte relevant sind, sich also weder die Suchmaschinen noch das Kundenverhalten beim Shopping an KI anpassen wird.
Wenn jetzt aber die KI meines Kühlschranks (oder eine KI meiner Wahl, der ich den Auftrag gebe) den Schaumwein bestellt, dann wird sie dies vermutlich bei demjenigen tun, der einen Vertrag mit dem KI-Anbieter bzw. Kühlschrankhersteller hat oder welche Kriterien ich noch mit aufgegeben habe. Sie wird sich aber sehr wahrscheinlich nicht an dem Beschreibungstext orientieren oder mir aber ein falsches Produkt liefern, weil ich "Flaschengärung" bestellt habe, dies aber nur durch eine KI beschrieben wurde, nicht aber der Produkt-Wahrheit entspricht.
Alle Szenarien die ich aufgezeigt habe sind dabei jetzt und mit verfügbaren Mitteln umsetzbar.
Chatgpt (eigentlich GPT3 dahinter) ist so sehr eine KI wie ich ein Balletttänzer bin. Chatgpt ist ein ein unglaublich ausgefeiltes System zur Datenverarbeitung, das Machine Learning verwendet um Sprache zu erzeugen. Es versteht dabei die zugrundelegenden Daten nicht im Sinne von Intelligenz sondern ist ausschließlich exzellent in der Verarbeitung der entsprechenden Daten. Die Qualität, in der diese Verarbeitung stattfindet, ist das bahnbrechende, nicht die Funktionalität an sich.Ehrlich gesagt, ist das ein Grenzbereich / Graubereich, aber wenn mir jemand ein Produkt mit dem Attribut "Flaschengärung" verkauft und das nicht zutrifft, dann sind wir zumindest sehr Nahe am Betrug. Ob das nun ein Qualitätsmerkmal ist oder was die genaue Bedeutung für das Produkt ist, sei ja mal dahingestellt.
Darüberhinaus ist es sehr schlechtes Marketing, wenn ein Experte einen ganz klar der Lüge überführen kann. Es kann doch nicht die Zielsetzung sein, dass der "Experten-Kunde" merkt, dass ich keine Ahnung habe, aber der "einfache" Kunde das Produkt aufgrund einer ausschweifenden Beschreibung und absoluter Ahnungslosigkeit kauft.
Unabhängig davon beweist es meine These der Fehleranfälligkeit von KI und der daraus resultierenden Folgeproblematik von Falschannahmen (Verschmelzen von Marketing und Wissen). Wenn die KI offensichtlich schon mit Marketingtexten gefüttert ist und dies als Basis für die "Intelligenz" verwendet, wie soll denn hier eine "Weiterentwicklung" dieser "Intelligenz" aussehen und dies für die "Wissensweitergabe" dienen?
Es handelt sich ja um eine KI, was wiederum bedeutet, dass jede Falschannahme potenziert wird, weil sie weitere Falschannahmen auf Basis von Falschannahmen zur Folge hat. Wenn dann der Mensch aufgrund mangelnder menschlicher Intelligenz diese Falschannahmen nicht mehr überprüfen kann, haben wir ein massives Problem, welches nicht nur den Online-Handel betrifft
Der Umstand, dass mehr als 50% des deutschen Onlinehandels über Amazon laufen zeigt schon, dass Du mit dieser Herangehensweise nicht zur Mehrheit gehörst. Mediamarkt, Discounter etc sind weitere Beispiele. Der mit Abstand größte Teil des Handels läuft völlig ohne Spezialisten ab. Und ich möchte nochmal auf meine Argumentation von oben verweisen:Wenn ich merke, dass sich jemand als Spezialist ausgibt und mir nur irgendwelches schmeichelnde Gefasel vor die Füße wirft, um überhaupt zu verkaufen, dann ist das der Erste bei dem ich im Leben nicht auf die Idee komme, irgendwas zu kaufen.
Wenn mir aber jemand erklären kann, was Flaschengärung ist und warum das gut für mich oder das Produkt ist und auch weiß, dass die "Mocca Perle" fälschlich als "flaschengärung" beschrieben ist, aber trotzdem eine Empfehlung, dann habe ich Vertrauen und kaufe nur noch dort und auch ohne Beratung, weil ich weiß, derjenige würde kein schlechtes Produkt anbieten und wenn ich eine Frage habe, bekomme ich eine fundierte Antwort.
Und genau an dieser Stelle sehe ich Chatgpt jetzt als Werkzeug. Ja, ich kann einen Text zu Mocca Perle erzeugen lassen ohne etwas darüber zu wissen. Darauf will ich aber gar nicht hinaus. Ich kann genauso einen Text, angereichert mit Daten aus meinem Backlog, für ein Produkt, mit dem ich mich auskenne erzeugen lassen. Und diese Texte sind mit minimaler Nachkontrolle beröffentlichbar. Bisher musste ich die Texte selber schreiben, Korrekturlesen etc. Oder jemand extern teuer dafür bezahlen. Auch hier muss ich die gleiche Art von Nachkorrektur betreiben wie jetzt bei Chatgpt. Sowohl der Preis dieser Diensleistung als auch die Geschwindigkeit sind aber eine völlig andere.Nun sind wir alle hier (hoffentlich ) aber im Normalfall nicht an dem Punkt, bei dem wir alle absolut nicht wissen was wir tun. Im Normalfall verfügen wir über eine gewisse Kompetenz in unserem Businessbereich.
Brauche ich jetzt einen Text zu einem neuen Produkt füttere ich Chatgpt mit den entsprechenden Daten, setze den Rahmen in dem ich ein Ergebnis wünsche, lese Korrektur und fertig. Und gebe dafür 2 Cent aus.
Das ist ein EXTREMER Unterschied zum Vorgehen das bei uns und bei den meisten anderen Firmen die ich kenne üblich ist.
Wir haben uns längst davon verabschiedet eine menschlichte Kontrollinstanz bei dem zu haben, was wir als Information aus dem Internet bekommen.Na ja, die Frage ist, ob das ein Aufgeben oder eine Präzisierung ist, die dem "Nutzer-Willen" entspricht und gleichzeitig eben das oben beschriebene, eine Abkehr von SEO-Texten als Qualitäts-Bewertungsmerkmal, beschreibt.
Sprich: Keine 100% automatische Entscheidung über den Content, sondern eine Bewertung des Contents durch "menschliche Intelligenz" bei gleichzeitiger Relevanz-Abwertung des Contents für die Suchergebnisse im Allgemeinen.
Fazit:
Ja, künstliche Intelligenz kann Dinge vereinfachen und beschleunigen, es Bedarf aber dennoch gewisser Prüfinstanzen.
Google tritt als dominante Marktmacht hier seit Jahrzehnten als Gatekeeper auf. Und genau auf diese Gatekeeperfunktion, die Google erst die Möglichkeit gibt die eigene Suche zu monetarisieren, zielt Chatgpt.
Die Art wie wir das Internet als Informationsmaschine nutzen könnte sich dadurch ändern. Ob das der Fall sein wird - keine Ahnung.
Longtermsprachsuchen sind auf dem Handy für viele Nutzer mittlerweile Standard - hier kann sich Chatgpt sehr sehr einfach nativ einklinken.
Kauforientierte Suchen beginnen in Deutschland zu mehr als 50% bereits heute bei Amazon. Hier wird es keinen Unterschied machen wie die Texte auf den eigenen Shopseiten aussehen.
Die übrigen 50% sind das große Thema. Viele deutsche Shops, auch große, sind an dieser Stelle schlecht bis sehr schlecht aufgestellt, allein schon, weil die Konkurrenz es auch ist und man sich das schlicht erlauben kann. Viele Einzeiler, schlechtes Deutsch. Hier wird der Druck enorm zunehmen.