Ja,
eine Lizenz ist eine vertragliche Angelegenheit: Der Softwarehersteller (z.B. JTL) räumt Dir das Recht an der Nutzung der Software unter bestimmten Bedingungen ein. Das ist eine rein zivilrechtliche Angelegenheit - dann kann dann drinnestehen, dass man die Software nicht verleihen oder die Lizenz auch niemals weitergeben darf. Der Gesetzgeber wiederum hat ein paar Spielregeln dazu aufgestellt, was in so einem Lizenzvertrag stehen darf und was nicht.
Alles andere - ProductKey, Lizenz, Datenträger - all das hat mit der Lizenz nichts zu tun.
Die Lizenz hat mit der Lizenz nichts zu tun?
Das ist jetzt sehr stark die Sichtweise eines Software-Herstellers der direkt an Endbenutzer vertreibt.
Bei anderen Software-Anbietern sind Lizenzen aber eine offene Handelsware, wo der Nutzer dem Urheber gar nicht namentlich bekannt ist. Dementsprechend gibt es dort auch keinen direkten Vertrag zwischen Urheber (Softwarehersteller) und Nutzer, sondern nur eine obligatorische Einwilligung in die Lizenzbedingungen (welche nicht zwangsläufig auch rechtsgültig sein müssen).
Im Zivilrecht gibt es auch keine bevorzugte Partei, insofern muss der Softwarehersteller beweisen, dass der Nutzer keine gültige Lizenz hat und der Nutzer muss beweisen, dass er eine gültige Lizenz hat.
Mit einem COA-Aufkleber mit Key und dem Originaldatenträger hat man grundlegend schon einmal ein gutes Argument dafür, dass man eine gültige Lizenz hat. Wenn man dann noch den Kauf belegen kann und dieser nicht unter dubiosen Umständen aus dubiosen Quellen erfolgt ist und man die Lizenzbedingungen im Gesetzesrahmen einhält, gibt es zwar unterschiedliche Auslegungen, es spricht aber vieles dafür, dass man eine gültige Lizenz hat.
Das meine ich aber allgemein und nicht auf das hier beschriebene Angebot bezogen.
Grundsätzlich würde ich (besonders günstige) Angebote aber immer kritisch hinterfragen und nur wenn es keinen Grund zum Zweifeln gibt auch ein entsprechendes Angebot nutzen.
Das Problem bei einem Gebrauchtkauf ist, dass man ja eben keinen Vertrag mit Microsoft geschlossen hat - man kauft ja quasi den Vertrag von einem anderen. Aber ohne zu wissen, was genau in dem Vertrag vom anderen drinnestand.
Der Punkt ist: Wenn der andere seine Lizenz gar nicht verkaufen durfte (weil das in den Bedingungen so stand) - dann hat er mein Geld, ich habe aber dennoch keine gültige Lizenz - und weiß es eventuell gar nicht.
Vielleicht vergleichbar mit Hehlerware: Wenn das Zeugs geklaut ist und ich bezahle jemand für das Zeugs, kann der Eigentümer sein Zeugs zurückfordern und ich hab ins Klo gegriffen.
Auch da gibt es mehrere Meinungen und im Zweifelsfall sind wir bei dem bei Juristen beliebten Grundsatz "Kommt drauf an."
Wer Freude daran hat, kann mal versuchen die §§ 932 -935 BGB zu verstehen, oder z.B. dies hier lesen:
https://kunstrechtblog.de/der-grosse-coup-gutglaeubiger-erwerb-von-diebesgut/
https://www.wbs-law.de/allgemein/gutglaubiger-eigentumserwerb-13636/
Vielleicht vergleichbar mit Hehlerware: Wenn das Zeugs geklaut ist und ich bezahle jemand für das Zeugs, kann der Eigentümer sein Zeugs zurückfordern und ich hab ins Klo gegriffen.
Deshalb ist und bleibt der Gebrauchtkauf von Lizenzen immer ein heißes Eisen.
Und das ist der Punkt: Worum es sich genau handelt, ist ja nicht ganz klar.
Verkauft jemand z.B. ein geleastes Auto mit einem gefälschten Fahrzeugbrief, kann es durchaus sein, dass der Käufer das Auto rechtmäßig erwirbt.
Dubios und illegal ist das von dem ursprünglichen "Verkäufer" trotzdem und es kommt sehr auf die genauen Hintergrundumstände an, ob der Käufer das erkennen konnte.
Wie groß das Risiko ist erwischt zu werden mag jetzt jeder selber für sich einschätzen - aber seriös sind Angebote die so deutlich unter dem UVP von Microsoft liegen eher nicht...
Persönlich würde ich das auch definitiv nicht machen, auf jeden Fall nicht bei dem hier besprochenen Angebot, da mir dies zu dubios erscheint.
Es geht aus meiner Sicht auch nicht darum, wie hoch das Risiko ist erwischt zu werden, sondern vielmehr darum, wie hoch das Risiko ist, dass es sich um keine gültige Lizenz handelt.
Wenn es wirklich die Möglichkeit gibt, auf legalem Weg an günstigere Lizenzen zu gelangen und das rechtlich einwandfrei ist, spricht ja nichts dagegen, aber den Ärger und das Risiko und ggf. Geld für "Nichts" auszugeben, würde ich mir lieber sparen und einen möglichst sicheren Weg der Lizenzierung wählen.
Hat ja auch irgendwie was mit Fairness zu tun.
Vermutlich erwarten ja auch die meisten Unternehmen gleich welcher Branche, dass ihre Kunden ihre Leistungen bezahlen bzw. sie nicht betrügen.
Da gebe ich Dir grundlegend Recht. Wobei auch nicht jeder Software-Anbieter zwangsläufig fair handelt (ist ja auch subjektiv) und natürlich auch Lizenzbedingungen (wie alle Rechtstexte) die Bedingungen erst einmal sehr stark in Richtung des Anbieters verschieben und man in der Regel nur die Wahl hat zwischen zustimmen oder nicht nutzen.
Die Lizenzen sind natürlich mitunter auch echt heftig teuer, die Lizenzierung etwas kompliziert und eher auf Großbetriebe und Konzerne ausgelegt, wo das Ganze dann als durchlaufender Posten in der Buchhaltung landet.
Beispiel: Du stellst eine 450 Euro-Kraft ein und brauchst eine volle User-CAL, die genauso für eine Vollzeitkraft eingesetzt werden könnte.
Für einen Großteil der Nutzer hier im Forum sind 1500 - 2000 Euro aufwärts vermutlich schon eine Summe. Wobei man das natürlich auch noch durch die Nutzungsdauer wieder relativieren kann.
Aber das Angebot des Express-Servers für Lau ist ja auf jeden Fall schonmal fair.
Mein Weg ist und wäre auch immer der legale, wobei ich natürlich auch nicht ausschließen kann, dass bei der Lizenzierung mal ein Fehler unterläuft oder was übersehen wird.