Neu Automatisiertes Wiegen & Labeln als Inline-Lösung möglich? Aktuelle Mehrkosten von 50.000€/Jahr durch Postgesetz-Novelle § 35 Abs. 5 seit 1.1.25

P.S.

Aktives Mitglied
23. Oktober 2017
8
0
Mein Beitrag soll sich um eine effizientere Paketverwiegung und Label-Erstellung im WMS Versandprozess und das Automatisierungspotenzial bei JTL-WMS drehen.

Wir stehen aktuell vor einer Herausforderung mit unserem Versandprozess im JTL-WMS und suchen hierzu Erfahrungswerte oder mögliche Lösungsansätze von euch bzw. von Servicepartnern.

Unser bisheriger Prozess:
In den letzten 10 Jahren haben wir hauptsächlich mit DHL-Pauschalpaketpreis gearbeitet (gewichtsunabhängig). Das hatte den Vorteil, dass das tatsächliche Gewicht keine Rolle gespielt hat. Unser Ablauf war entsprechend einfach und effizient:
  • Artikel scannen → Verpacken-Button → Labeldruck ausgelöst (ca. 10 s Verzögerung)
  • Währenddessen weiterpacken, anschließend Label drauf und fertig.
Neues Problem durch gesetzliche Änderungen:
Durch die Postgesetz-Novelle (§ 35 Abs. 5 PostG-neu, verpflichtend ab 01.01.2025) müssen Pakete ≥ 10 kg bzw. ≥ 20 kg nun gut sichtbar als „> 10 kg“ bzw. „> 20 kg“ gekennzeichnet sein. Aufgrund der neuen Kennzeichnungspflichten ab 10 kg und 20 kg, und da wir seit diesem Jahr auch einen anderen Vertrag mit einer Gewichtsschwelle und zwei Preisen haben, kommen wir inzwischen kaum noch darum herum, jedes Paket individuell zu wiegen.

Dabei ist der Prozess nach meinem Verständnis in JTL so vorgesehen, dass das Wiegen manuell durch den Verpacker am Packtisch erfolgt und danach das Label erzeugt wird. Dies führt zu erheblichen Mehrkosten:

Beispielrechnung unseres anstehenden jährlichen Zusatzaufwands für die Zukunft:
  • Wiegen pro Paket: ca. 5 Sekunden
  • Zusätzliche Wartezeit auf das Label bei fertigem Paket: ca. 10 Sekunden
  • Insgesamt: 15 Sekunden Mehraufwand pro Paket
  • Bei uns ca.: 15 s × 250 Pakete/Tag pro Packer × 10 Packtische × 312 Arbeitstage (6-Tage-Woche) × 15 €/h = ~50.000 € jährlicher Mehraufwand
Das ist betriebswirtschaftlich ein enormer Aufwand, nur weil wir nun gezwungen sind, jedes Paket einzeln zu verwiegen.

Potenzielle Alternative, siehe Amazon, etc.:
Bei größeren Versandunternehmen, z. B. Amazon, habe ich beobachtet, dass das Wiegen und Labeln ein ausgelagerter automatisierter und vor allem nachgelagerter Prozess ist. Das hätte zwei Vorteile:
a) Automatisierungspotential:
  • Das Wiegen und Labeln könnte maschinell erfolgen, was die Kosten pro Paket deutlich senken könnte und keine Zeit der Verpacker beansprucht.
b) Compliance & Diebstahlschutz:
Ein nachgelagertes Verwiegen bringt erhebliche weitere Vorteile mit sich: Durch organisatorische Trennung könnten Diebstahl- und Manipulationsrisiken minimiert werden:
  • Packer verpackt, aber sieht Empfängerdaten nicht mehr. Das Paketgewicht wird nach dem Einflussbereich des Verpackers kontrolliert.
  • Nachgelagertes Wiegen würde verhindern, dass Mitarbeiter Artikel zusätzlich hineinlegen und an bekannte Empfänger verschicken (Schutz vor internem Warendiebstahl) oder Waren nach dem Wiegen wieder entnehmen können.

Meine Fragen an euch:
  • Gibt es in JTL-WMS eine Out-of-the-Box-Option, Gewicht inline (z. B. über eine Förderband-Durchlaufwaage) zu erfassen und das DHL-Label nachgelagert automatisch aufzukleben?
  • Gibt es bereits JTL-Nutzer, die einen solchen automatisierten, nachgelagerten Wiege- und Labelprozess umgesetzt haben?
  • Kennt jemand Servicepartner, die in diesem Bereich bereits Erfahrungen gesammelt haben und entsprechende Lösungen anbieten?
  • Wie weit lässt sich eine solche Automatisierung sinnvoll in JTL-WMS integrieren, oder welche Anpassungen wären notwendig?

Für mich sieht es aktuell so aus, dass auf die nächsten 10 Jahre Mehrkosten von min. einer halben Million Euro auf uns zukommen, durch die Postgesetz-Novelle zum 01.01.25. Und ich hab das Gefühl, dass ich damit nicht alleine bin. Da müsste es sich doch lohnen etwas an dem aktuellen WMS Versand Prozessablauf zu verändert, bzw. hier in einen höheren Automatisierungsgrad zu investieren. Ich freue mich auf eure Erfahrungswerte und Vorschläge!
 

frankell

Sehr aktives Mitglied
9. September 2019
1.532
461
Flensburg
Hallo @P.S.,

bei Anschluss einer kompatiblen Waage muss das Packpersonal eigentlich nur das Paket einmal auf die Waage stellen, bevor sie finalisieren. Da würde ich die zusätzlichen Sekunden deutlich reduzieren, so dass das nicht mehr wirklich ins Gewicht fällt.

https://guide.jtl-software.com/jtl-wms/warenausgang/versandgewicht-ueber-eine-waage-erfassen/
https://guide.jtl-software.com/jtl-...n-in-jtl-wms-und-jtl-packtisch-konfigurieren/

Ich stecke nicht in Euren Prozessen drin, daher ist es nur eine Vermutung, aber ich kann mir vorstellen, dass die Verwendung einer passenden Waage am Ende deutlich kostengünstiger ist als das, was Dir vorschwebt.
 

P.S.

Aktives Mitglied
23. Oktober 2017
8
0
Hallo @P.S.,

bei Anschluss einer kompatiblen Waage muss das Packpersonal eigentlich nur das Paket einmal auf die Waage stellen, bevor sie finalisieren. Da würde ich die zusätzlichen Sekunden deutlich reduzieren, so dass das nicht mehr wirklich ins Gewicht fällt.

https://guide.jtl-software.com/jtl-wms/warenausgang/versandgewicht-ueber-eine-waage-erfassen/
https://guide.jtl-software.com/jtl-...n-in-jtl-wms-und-jtl-packtisch-konfigurieren/

Ich stecke nicht in Euren Prozessen drin, daher ist es nur eine Vermutung, aber ich kann mir vorstellen, dass die Verwendung einer passenden Waage am Ende deutlich kostengünstiger ist als das, was Dir vorschwebt.

Ja, das läuft inzwischen schon genau so bei uns.
Das Hauptproblem dabei ist, die Übertragungszeit des DHL Labels über die DHL API, bei der der Verpacker dann gut 10s da steht und wartet nach dem Wiegen, und eigentlich noch nichts produktives weiter machen kann. Weil er das Label ja erst am Ende des Packprozesses erzeugen kann, wenn das Paket komplett fertig, gebändert und zugeklebt ist. Solange steht der Verpacker unproduktiv vor dem Tisch und wird fürs Warten bezahlt. Und das summiert sich schnell mal auf über 3.000 Stunden im Jahr.

Während ohne den Wiegeprozess der Verpacker erst alles gescannt hat, auf Verpacken gedrückt hat, und dann das Paket eingepackt hat, und nach Fertigstellung das fertige Label am Drucker entnehmen konnte.
 

frankell

Sehr aktives Mitglied
9. September 2019
1.532
461
Flensburg
Ok, das Problem bekommst Du nicht wirklich über den Packtisch gelöst, da das endgültige Gewicht nun mal erst nach dem Packen feststeht. Es zwingt Dich zwar niemand ShippingLabels direkt am Packtisch zu verwenden, das kann auch nachgelagert passieren mit Hilfe von Workflows. Aber das will ja auch gemacht werden, entweder durch Mensch oder Maschine.

Da würde ich eher sagen, dass das erste fertige Paket an den Rand geschoben wird, während im Hintergrund die Schnittstelle rödelt. Der Packtisch hindert einen ja nicht daran, dass man ne Pickliste schon währenddessen weiter abarbeitet. Ist das zweite Paket fertig, kann das erste gelabelt werden usw. Durch das Rollieren fällt nur einmal am Ende die Wartezeit an.