Allgemeines zur E-Commerce-Software

geld

Gut bekanntes Mitglied
30. August 2006
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Wenn man ein paar Artikel pro Monat verkauft, benötigt man nicht mehr als Karteikarten, Kugelschreiber und Notizzettel. Auf gewerbliche Verkäufer sind aber hohe Anforderungen gestellt. Optimalerweise verwendet man ein Mädchen-für-alles-Programm. Wenn man eins findet. Man ist zufrieden, wenn man möglichst wenige Programme verwenden muss, die miteinander über Schnittstelle oder Datenbankexport kommunizieren können. Gegeben, man hat ein funktionierendes System aufgebaut mit einem pfiffigen Online Shop und korrekter Buchhaltung. So geldgeil wie wir Händler sind, wollen wir mehr und mehr. Man kann einen zweiten Online Shop eröffnen oder seine Ware auf Auktionsplattformen anbieten. eBay erfreut sich bei Deutschen großer Beliebtheit, ist aber so anders als ein Online Shop und man stellt unter Umständen fest, dass das bisher zufrieden stellende System wenig taugt bzw. auf einen speziellen Fall ausgelegt ist.


Grundsätzlich gibt es drei Wege, um eBay-Verkäufe abzuwickeln. Das Wichtigste hierbei sind die Daten (Adresse, Artikelname, Angebotsende usw.), und so wird im Folgenden danach unterschieden, wie man an diese Daten rankommt.

1. Der eBay-eigene Verkaufsmanager (Pro)

Vorteile:
- Die Daten liegen dort bereit, wo sie entstehen und müssen nicht importiert oder eingelesen werden.
- Man braucht keine Software zu installieren, sich keine Sorgen um Updates und Datenbanksicherung zu machen.
- Jeder Software-Depp kann Rechnungen und Versandetiketten drucken, E-Mail-Marketing betreiben und die ganzen reinen eBay-Aufgaben wie Bewertungen abgeben erledigen.

Nachteile:
- Der große und offensichtliche Nachteil ist die reine eBay-Eignung. Betreibt man einen eigenen Online Shop, muss man entweder zwei unterschiedliche Abwicklungswege gehen oder einen Weg suchen, eBay und Online Shop gemeinsam zu verwalten.
- Wenn die eBay-Server gerade mal etwas langsam sind, ärgert man sich nur anstatt produktiv zu sein.
- Die Konfigurierbarkeit ist bescheiden, schon gar nicht kann man eigene Routinen einbauen oder programmieren lassen. Man kann sich auch nicht von den zahlreichen Verkaufsmanager-Nutzern absetzen.

2. Programme, die E-Mails einlesen

Einige Abwicklungs-Programme auf dem Markt basieren auf Routinen, mit denen E-Mails, allem voran die EOA (End Of Auction) eingelesen werden. Diese E-Mail bekommt man immer („Verkaufter … Artikel …“) und sie beinhaltet alle Daten, die zum Abschluss der Transaktion notwendig sind. Auch die „Ich werde die Bezahlung vornehmen“-E-Mail kann ausgelesen werden, was wichtig ist, weil Sie eine andere Lieferadresse beinhalten kann. Theoretisch kann auch die Lieferadresse aus der Paypal-Bezahlung eingelesen werden. Theoretisch können in ein Notiz-Feld alle Fragen oder Reklamationen eines Kunden aufgenommen werden.

Vorteile:
- Das Einlesen der E-Mail ist völlig kostenlos, da dies unabhängig von der eBay-Schnittstelle geschieht. Selbst wenn eBay auf einmal keine Schnittstelle anbietet, kann man mit so einem Programm weiterarbeiten.
- Auch die Verkaufs-E-Mails vom eigenen Online Shop lassen sich eventuell einlesen, die Basis dafür ist ja vorhanden. Damit gibt es schon mal eine Möglichkeit, eBay gleichzeitig sogar mit mehreren Online Shops und auch anderen Auktionsplattformen abzuwickeln.

Nachteile:
- eBay ändert ab und zu seine E-Mails, und auch eine geringfügige und unsichtbare Änderung kann dazu führen, dass das Programm nur Fehlermeldungen ausspuckt. Der Entwickler muss immer und am besten verzögerungsfrei Anpassungen vornehmen können und Updates zur Verfügung stellen. Diese müssen immer zuerst aufgespielt werden, bevor man weiterarbeiten kann. Auch muss man aufpassen, wenn man die E-Mails aus dem eigenen Online Shop modifiziert.
- Man ist davon abhängig, dass jede E-Mail wirklich ankommt. Ist es nicht der Fall, muss ein Verkauf manuell angelegt werden. Man muss die Counter für die Kundennummer und die Rechnungsnummer anpassen und alles andere sowieso per Hand. Wenn ein Programm nur E-Mails vom Server einlesen kann, muss man aufpassen, dass man nicht versehentlich E-Mails mit seinem E-Mail-Client abruft, ohne dass sie eingelesen wurden. Ist der Schreck dennoch
passiert, kann das Programm vielleicht eine in die Zwischenablage kopierte E-Mail einlesen.
- Ein großer Nachteil ist auch, dass man zwar verkaufte Artikel in das Programm reinbekommt, aber keine Artikel einstellen kann.

3. Die Verwendung der eBay-Schnittstelle

Vorteile:
- Funktioniert in beide Richtungen, abwickeln und neu einstellen, Daten von eBay abrufen und nach eBay eingeben.
- Die Daten liegen im Gegensatz zu E-Mails exakt vor und müssen nicht erst zwischen den Zeilen ermitteln werden.

Nachteile:
- Im Endeffekt nicht kostenlos.
- Kommerzielle Abwicklungshelfer kassieren zusätzlich zu eBay-Gebühren ab.
- Man ist abhängig von eBay. Sollte eBay zum Beispiel feststellen, dass wegen ihrer Schnittstelle Kunden allzu erfolgreich in externe Shops geleitet werden, könnte man sich Eingriffe oder Neuregelungen vorstellen. eBay ist da nicht gerade zimperlich, wenn es um den Gewinn geht.


Überblick: Keine Lösung hat nur Vorteile oder ist der Glücksbringer schlechthin. Unabhängig davon, welchen Weg mag geht, entledigt man sich nicht ganz der Liefer-Adresse-Problematik. Manche Kunden teilen eine abweichende Lieferadresse formlos und auch noch in einer Zeile in einer E-Mail mit, was keine Software registrieren könnte. Manche haben zwar überall ein und dieselbe Adresse drin stehen, schreiben sie aber zur Sicherheit überall rein. Oft kommt mit der Paypal-Zahlung eine zweite oder dritte Adresse hinzu.
eBay ändert immer wieder die Artikelmerkmale und sogar Kategorien, und man kann nur hoffen, dass es sich irgendwann einpendelt. Stellt man Artikel über die Schnittstelle ein, ist man vom schnellen Reagieren der Entwickler abhängig.
Ein weiteres Problem-Feld ist die Identifikation von denselben Kunden und das Bündeln von Artikeln für den gemeinsamen Versand. Was allein hier an überflüssigem Blabla seitens der Kunden auf einen zukommen kann …
Derzeit lautet bei eBay die Widerrufsfrist ein Monat, vielleicht ändert sich das, vielleicht nicht, und vorbei ist es mit Gemeinsamkeiten. Wenn man bei eBay ein günstigeres Widerrufsrecht einräumt, stellt man den eigenen Online Shop schlechter, was man nicht unbedingt erreichen will.


Stellt man sich alle Vor- und Nachteile gegenüber, würde man sich für eine auf dem PC installierte und auf der eBay-Schnittstelle basierte Lösung entscheiden.

1. Die Arbeit mit auf dem eigenen PC installierten Programm ist hinsichtlich der Geschwindigkeit nur eben von der PC-Geschwindigkeit abhängig. Das ständige Neuladen von Seiten entfällt. Insbesondere wenn Bilder im Spiel sind, lernt man die Geschwindigkeit zu schätzen. Automatisierungen jenseits von Web-Restriktionen können entscheidend sein oder zumindest große Arbeitserleichterungen darstellen. Man kann relativ aufwändige Aufgaben wie das automatische Abspeichern gedruckter Rechnungen im Hintergrund erledigen lassen und sonstige Verknüpfungen a la „Tu das wenn dies“ perfektionieren.
2. Problematisch bei der Wahl der richtigen Software ist, dass man sich optimalerweise früh und richtig entscheidet. Dann muss man nicht umsteigen oder sich umlernen. Auch wenn man zuerst nur über eBay handeln will, wäre es nicht verkehrt, auf eine Software zu setzen, die auch Online Shops bedienen kann. Wenn es nötig ist, kann man auch komplett wechseln oder bei eBay nur sporadisch einstellen.
3. Gefährlich kann es werden, wenn der Gesetzgeber Software-Funktionen praktisch vorschreibt. Es ist ja keine Kür oder keine bloße Arbeitserleichterung, eBay und den eigenen Online Shop gemeinsam verwalten zu können. Man kann echt Probleme mit dem Finanzamt bekommen, wenn man seine Umsätze nicht auf Verlangen mitteilen kann oder keine regelmäßige Inventur durchführt. Es ist auch schwierig, fortlaufende Rechnungsnummern oder zulässige Rechnungsnummernkreise hinzubekommen.
Der Verkaufsmanager Pro kann nicht wissen, welche Artikel man in seinem Online Shop verkauft hat und umgekehrt, man muss aber Übersicht behalten und einen gemeinsamen Warenbestand pflegen. Einen nicht mehr verfügbaren Artikel zu verkaufen wirkt nicht nur unseriös, sondern kann auch zu einer Klage führen. Hat man sein Sortiment nicht im Griff, läuft man Gefahr einer Schwerpunktsetzung und vernachlässigt entweder eBay oder Online Shop.
4. Beispiel: Um eBay Express Service-Standards zu erfüllen, muss man beim gegenwärtigen Stand der Dinge Versandbestätigungen verschicken. Bietet man sie nicht, ist man eigentlich weg vom Fenster.
5. Wickelt man eBay und Online Shop getrennt voneinander ab, wird man früher oder später schizophren und landet in einer psychiatrischen Anstalt.
 
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